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Steirische Ingenieurbüros haben Frauenpower
Obwohl es immer noch zu Benachteiligungen aufgrund des Geschlechts kommt, entscheiden sich immer mehr Mädchen für eine Karriere in der Technik - Metalltechnische Berufe sind bereits unter den Top 10 bei der Berufswahl. "Es wäre so wichtig, Mädchen bereits im Kindesalter mit den MINTFächern vertraut zu machen, damit sich in Zukunft mehr Mädchen für technische Berufe entscheiden und sogar ein Ingenieurbüro gründen", appelliert Mag. Petra Brandweiner-Schrott, Fachgruppenobfrau der Steirischen Ingenieurbüros. Trotz dieser Hürden gibt es in der Steiermark viele erfolgreiche weibliche Ingenieurbüros, die insbesondere durch ihre Begeisterung und ihre technische Fachkompetenz hervorstechen.
Die Ingenieurbüros in der Steiermark zeigen daher in der Steirerin ihre geballte Frauenpower. Hier finden Sie die Statements in voller Länge:
DI Dr. Barbara Pippich
Spezialistin für Deponierung, Deponieaufsicht, Abfallwirtschaft, Bodenaushub, Baurestmassen, www.pippich.at
Warum haben Sie sich dazu entschieden, einen technischen Beruf zu ergreifen und ein Ingenieurbüro zu gründen?
Schon in der Schule war ich technisch und naturwissenschaftlich interessiert und so war es logisch auch ein technisches Studium, nämlich das der technischen Chemie und nach dem Doktoratsstudium das Aufbaustudium Technischer Umweltschutz zu wählen. Dass daraus letztendlich auch ein Ingenieurbüro für Technischen Umweltschutz, welches heute über die Landesgrenzen der Steiermark hinaus in der Abfallwirtschaft als akkreditierte Fachanstalt tätig ist, werden würde, hat sich ergeben und war nicht von langer Hand geplant gewesen. In der Rückschau kann ich sagen, ausschlaggebend dafür war mein sehr spezielles Fachwissen, ein Markt der dieses Wissen dringend braucht, Mut und Entscheidungsfreude.
Welchen Beitrag leistet Ihr Ingenieurbüro zum Thema Nachhaltigkeit?
Die Abfallwirtschaft hat sich in den letzten Jahren sehr verändert - durchaus zum Besseren, soll heißen: Es gibt viel strengere Regel und natürlich bedarf es dazu der Kontrolle neben Behörden auch durch Ingenieurbüros, wie das meine. Viele Regeln führen zu einem nachhaltigeren Umgang mit unseren Ressourcen. Beispielsweise dürfen seit 2004 keine organischen Abfälle mehr deponiert werden und somit können nur mehr alte Ablagerungen Deponiegas bilden bzw. die Atmosphäre belasten. Beispielsweise kontrolliere ich als Deponieaufsichtsorgan regelmäßig Deponien in verschiedenen Bundesländern. Auch im Gebäudeabbruch gibt es seit der Recyclingbaustoff-Verordnung 2015 ab einer gewissen Objektgröße die Verpflichtung für den Bauherrn eine Schad- und Störstofferkundungen von einer befugten Fachanstalt, wie der meinen, durchführen zu lassen. In solchen Erkundungen geht es darum, Bauteile die wiederverwendet werden können, gefährliche Schadstoffe und Störstoffe welche ein nachfolgendes Recycling unmöglich machen würden, vorher zu identifizieren und das Gebäude vor einem mechanischen Abbruch entsprechend rückzubauen. So können Ressourcen, z.B. Deponievolumen aber auch Primärrohstoffe gespart werden.
DI Doris Dockner
Innenarchitektur & Raumkonzepte, www.dorisdockner.com
Warum haben Sie sich dazu entschieden, einen technischen Beruf zu ergreifen und ein Ingenieurbüro zu gründen?
In meiner Arbeit stelle ich stets den Menschen mit seinen spezifischen Wünschen und Visionen in den Vordergrund. Der künstlerische und poetische Aspekt meiner Tätigkeit spielt dabei neben der Technik eine zentrale Rolle. Technik und Ingenieurbüro sind in erster Linie Werkzeuge für mich, um spezifische Projekte und Visionen in die Realität umzusetzen.
Zum Glück habe ich eine fundierte Ausbildung an der Fakultät Architektur der TU Graz absolviert, so fällt es mir leicht auch größere Vorhaben für Firmen, Institutionen oder Privatpersonen zu verwirklichen. Hierbei kooperiere ich auch gerne mit KollegInnen.
Welchen Beitrag leistet Ihr Ingenieurbüro zum Thema Nachhaltigkeit?
Ich achte sehr auf die Verwendung von natürlichen, auch recyclebaren Materialien bei den Oberflächen, Farben und Baumaterialien. Das hat den Vorteil, dass dieser Bezug zur Natur, alle Sinne auf eine angenehme Art anspricht und sich das Wohlfühlen wie von selbst einstellt. Zudem sind diese Materialien gesünder.
DI Waltraud Körndl
Landschaft und Freiraum - Planungsbüro, www.koerndl.at/
Warum haben Sie sich dazu entschieden, einen technischen Beruf zu ergreifen und ein Ingenieurbüro zu gründen?
"Wenn du dich dafür interessierst, ist es ganz leicht." Diese Aussage meines Vaters hat mir erlaubt, mich zu ermächtigen, dass zu tun, was ich tun wollte. Und so konnte ich nach einer kaufmännischen Ausbildung, mein Interesse an einer technisch-naturwissenschaftlichen Ausbildung fortführen.
Zur Gründung eines Ingenieurbüros kam es, weil ich zum einen meine Begeisterung für meinen Beruf erhalten und Projekte nach meinen Vorstellungen umgesetzt sehen wollte und zum anderen, weil ich kooperative Strukturen hierarchischen vorziehe.
Welchen Beitrag leistet Ihr Ingenieurbüro zum Thema Nachhaltigkeit?
Meine Projekte und Aufgabenstellungen beschäftigen sich mit Natur, der blauen und grünen Infrastruktur. Bei der Gestaltung von Grün- und Freiflächen lege ich Wert auf eine zeitlose Gestaltung mit alterungsfähigen Strukturen und Materialien. Produktzyklus, Pflege der Flächen und das (Mikro-)klima spielen eine wichtige Rolle.
Nachhaltige Lösungen entstehen auch im Rahmen von Beteiligungsprozessen. Wir greifen die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung auf und erarbeiten interdisziplinär Lösungen, die auf Lokal- und Fachexpertise gründen.
Mein Büro ist Teil einer Bürogemeinschaft, deren Mitglieder sich Ressourcen teilen. Den überwiegenden Teil meiner Arbeitswege lege ich seit Anbeginn mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück.
Und aus der vor 30 Jahren gängigen Anrede Herr DI Waltraud Körndl ist im Laufe der Zeit Frau DI Waltraud Körndl geworden.
Dr. Sanela Pansinger
Raum- und Stadtplanung, Stadtforschung, www.adasca.at
Warum haben Sie sich dazu entschieden, einen technischen Beruf zu ergreifen und ein Ingenieurbüro zu gründen?
Als Stadtplanerin und Stadtforscherin habe ich die Möglichkeit, die räumliche Organisation, das Stadt- bzw. Ortsbild und die Infrastruktur einer Stadt aktiv zu gestalten und somit maßgeblich an der Verbesserung der Lebensqualität ihrer Bewohnerinnen und Bewohner mitzuwirken. Durch das Arbeiten mit modernen Technologien, Methoden und Werkzeugen bin ich als Stadtplanerin Teil einer zukunftsorientierten und dynamischen Branche und habe stets die Chance einer beruflichen Weiterentwicklung.Nicht zuletzt sind Berufe wie Stadtplanerin aufgrund ihrer Fachkenntnisse und Expertise auch für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sehr gefragt, sodass attraktive und vielseitige Handlungsfelder gegeben sind. Nachfrage nach gut ausgebildeten Stadtplanern und Stadtforschern aufgrund der aktuellen Herausforderungen ist allgemein hoch.
Welchen Beitrag leistet Ihr Ingenieurbüro zum Thema Nachhaltigkeit?
Stadtplanerinnen und Stadtforscherinnen spielen eine wichtige Rolle bei der Forderung der Nachhaltigkeit. Durch nachhaltige räumliche Einbettung der aktuellen Herausforderungen (Urbanisierung, Klima, Energie, Digitalisierung etc.) ermöglichen wir den Verbrauch von Ressourcen zu minimieren und den CO2-Ausstoß zu reduzieren, wie beispielweise, dass die Grünflächen erhalten und geschützt werden oder dass die öffentlichen Plätze und Gemeinschaftsräume geschaffen werden, die zur Verbesserung der Lebensqualität und des Zusammenlebens beitragen. Auch die Anpassung der Gebäuden und Infrastruktur an eine nachhaltige Zukunft und die Integration erneuerbarer Energien gehört zu unserem Handlungsfeld. Insgesamt steuert somit unser Büro für Raum- Stadtplanung, Stadtforschung auch dazu bei, zukunftsfähige und lebenswerte Städte für die nächsten Generationen zu schaffen.
Ing. Alexandra Winter
Technisches Büro für Automatisierungstechnik, www.pi-gmbh.at
Warum haben Sie sich dazu entschieden, einen technischen Beruf zu ergreifen und ein Ingenieurbüro zu gründen?
Bereits als kleines Kind war klar, dass ich anders als die typischen Mädchen war, ich spielte leidenschaftlich gerne mit Lego Technik und Spielzeug Autos.
Welchen Beitrag leistet Ihr Ingenieurbüro zum Thema Nachhaltigkeit?
Unser Team bearbeitet Projekte in den Bereichen der Papier / Zellstoff sowie in der Metallverarbeitenden Industrie. Aktuell liegt der Fokus vermehrt auf der Nutzung erneuerbarer Rohstoffe sowohl für die Energieerzeugung aber auch für die Produkte selber. Es bedarf innovativer Ingenieurbüros, die neue Herausforderungen annehmen und auch nachhaltig im Sinne der Menschheit handeln.